EU-Staaten wollen ein bisschen das Rauchen eindämmen

Der EU-Gesundheitsausschuss präsentierte eine neue Tabakrichtlinie, die voraussichtlich im Herbst beschlossen wird und dann 2014 in Kraft treten soll. Dann haben die Mitgliedsstaaten 18 Monate Zeit, die Richtlinien umzusetzen.

– Aromen, wie Menthol, Schokolade (sic!) werden nach und nach verboten, sofern Ihre Unbedenklichkeit nicht erwiesen ist.
– Zigaretten müssen mindestens 7,5 Millimeter Durchmesser haben
– E-Zigaretten bleiben erlaubt, der Nikotingehalt wird begrenzt, höhere Dosen sind dann nur in Apotheken zu kaufen. (Das ist mal eine wirklich sinnvolle Entscheidung, den stärksten Tabak kann ich in jedem Supermarkt kaufen, aber die E-Zigaretten nur in der Apotheke, kompetente Leute in dem Gesundheitsausschuss)
– der grenzüberschreitende Internethandel mit Tabakprodukten bleibt erlaubt
– ach ja, abschreckende Bilder sollen auf den Packungen abgedruckt werden

Hmm, komisch, kein Wort zu einem Tabakwerbeverbot. Scheint den Gesetzgebern ja wirklich am Herzen zu liegen. In Europa sterben wohl 700.000 Menschen jährlich an den Folgen des Rauchens, in Deutschland 110.000 Menschen. Hmm, aber die schönen Steuern, nicht wahr. Und die Tabakindustrie – da hängen Arbeitsplätze dran.

Mit seriösen Links kann ich leider nicht dienen, wenn man EU Tabakrichtlinie googelt, findet man so einiges, aber nichts seriöses, umfassendes.  Viele Artikel beziehen sich auf andere Artikel, die sich auf andere Artikel beziehen und ganz oft sind Artikel von der E-Zigaretten-Lobby. Auf der Seite der EU komme ich auch nicht weiter.

Nikotin + Politik

Im ZDF-Morgenmagazin vom 31.5.2013 wurde gesagt, dass der Staat an jeder Zigarette 20 ct. Steuern einnimmt, das summierte sich im Jahr 2012 auf 14 Mrd. Euro.
Wundert es da, dass Deutschland ein totales Verbot der Tabakwerbung noch nicht umgesetzt hat?

In 2005 ist ein von Deutschland unterzeichnetes Abkommen der Weltgesundheitsorganisation  in Kraft getreten, das innerhalb von 5 Jahren ein Verbot sämtlicher Tabakwerbung vorschreibt.  Nur zwei europäische Länder halten sich nicht daran, eins davon ist Deutschland. Begründet wird das damit, dass es verfassungsrechtlich nicht legitim sei, Werbung für ein legales Produkt vollständig zu verbieten.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung schreibt auf Ihrer Homepage, dass lt. einer Studie des Robert Koch Institutes 29,7 % der erwachsenen Deutschen rauchen. Und immer wieder der Hinweis, dass es überproportional die Menschen mit niedrigem Sozialstatus  und einem geringen Bildungsniveau  sind (u.a. „Kanzleramt blockiert Tabak-Werbeverbot“, Kölner Stadt-Anzeiger, 30.5.2013). Wie Helmut Schmidt zum Beispiel.

Ich empfinde die Angebote, von wem auch immer, Hilfestellung  für den Rauchstopp zu geben, als eine Zumutung. Die diversen Kurse und Mittelchen haben lächerliche Erfolgsquoten und gerade den stark abhängigen Rauchern helfen sie nicht.

Hier und da liest man, dass die Stärke der Nikotinabhängigkeit mit einer Heroinabhängigkeit zu vergleichen sei, so auch hier. Auf der anderen Seite gibt es keine Therapien, die dem Rechnung tragen. Drogenbeauftragte, Suchtkliniken, alles nur für Alkoholiker oder Menschen, die illegale Drogen konsumieren. Jeder Computerspiel-Junkie kann offensichtlich auf mehr Hilfe hoffen als der Raucher.

Unbestritten ist wohl, dass man schon von der ersten Zigarette an abhängig sein kann. Mittlerweile gibt es auch Untersuchungen, dass die genetische Disposition eine Rolle beim Abhängigkeitspotential spielt.

Und ich habe den Eindruck, dass das Hauptaugenmerk beim Kampf gegen die Nikotinsucht darauf liegt, Kinder und Jugendliche davor zu bewahren, überhaupt erst mit dem Rauchen anzufangen. Die Menschen, die schon rauchen und erwachsen sind, scheint man verloren zu geben. Da gibt es dann die halbherzigen Angebote diverser Krankenkassen oder die Angebote der pharmazeutischen Industrie. Immerhin wird den Medizinherstellern an einer Wirksamkeit Ihrer Mittel gelegen sein, verspricht das doch Gewinne.

Ich fühle mich jedenfalls komplett allein gelassen.