23. Tag ohne Zigaretten

Alles unverändert.
Ich schwanke zwischen Phasen, in denen ich ununterbrochen ans Rauchen denke und Phasen, in denen ich es vergesse.
Ich trenne fein säuberlich die Gedanken daran, dass ich nun sofort eine rauchen will von den Gedanken, die mir mein Verstand sagt, warum ich das besser sein lassen sollte.
Irgendwie schaffe ich es nicht, das Gefühl (ich will eine rauchen) mit dem Verstand (ich will keine rauchen) zu koppeln.
Gestern und vorgestern war ich mental wirklich schlecht drauf, gereizt, lethargisch, übellaunig.
In einem Artikel über den Psychiater Keith Ablow und seine Theorie, dass wir uns dauernd selbst belügen, steht:
dass u.a. das Rauchen ein Schutzmechanismus ist, um nicht zu fühlen, was gerade wirklich um uns herum passiert. Man raucht eine, um sich dann besser zu fühlen. Doch die eigentliche Frage ist, warum fühle ich mich schlecht, was ist der eigentliche Grund? Und das ist dann der Punkt, an dem man ansetzen sollte, so dass man es gar nicht mehr nötig hat, sich mittels einer Zigarette besser zu fühlen.
Ich sehe schon, einfacher und bequemer wäre die Zigarette.
Aber ich habe mir vorgenommen, diesen Ansatz zu behalten und mich in den Situationen, in denen ich ganz dringend meine, zur Zigarette greifen zu müssen, zu fragen, was fühle ich und warum und was wäre die richtige Lösung in dieser Situation.

19. Tag ohne Zigaretten

Ich hangel mich so von Tag zu Tag. Weiterhin denke ich zigmal jeden Tag an Zigaretten. Vielleicht auch, weil ich von Rauchern umgeben bin. Allerdings war keine wirklich kritische Situation dabei.
Meinem Bauch geht es immer besser.
Seit etwa 2 Jahren besuche ich einen Qi Gong-Kurs. Die Stunde startet immer mit einer Entspannungsübung, dazu liegt man auf dem Boden und konzentriert sich unter anderem auf den Atem.
Immer habe ich vor der Stunde Codein genommen. Meist irgendwas zwischen 15 und 20 Tropfen. Trotzdem lag ich dann völlig verkrampft auf der Matte und habe versucht, möglichst nicht auf den Atem zu achten und möglichst flach zu atmen, damit ich bloß nicht husten muss. Oft genug half das alles nicht und ich habe den Raum verlassen müssen, weil ich einen schrecklichen Hustenanfall bekam.
Nun war ich gestern zum dritten Mal beim Qi Gong seitdem ich nicht mehr rauche und ich habe kein Codein genommen und nicht gehustet und ganz entspannt geatmet. Yeah!

Der Vollständigkeit halber will ich erwähnen, dass ich nun schon zweimal nachts einen schlimmen Krampf im Bein hatte und wie der Blitz aus dem Bett geschossen bin. Außerdem habe ich an einem Bein eine juckende Stelle, obwohl gar nichts zu sehen ist. Ob das nun irgendwas mit den Tabletten oder dem fehlenden Nikotin zu tun hat – keine Ahnung.

Mein Zahnarzt meint, dass ich nur deshalb kein Zahnfleischbluten hätte, weil ich rauche.
Also ich habe auch jetzt kein Zahnfleischbluten, mir scheint das Zahnfleisch aber empfindlicher zu sein. Ich bin mir nicht sicher, ob ich mir das nur einbilde: meine Zähne werden heller!

15. Tag ohne Zigaretten

Gestern und auch heute fällt es mir sehr schwer nicht zu rauchen. In mir kämpfen zwei Seiten, die eine Seite sagt, jetzt, jetzt rauche ich eine. Nur eine.
Die andere Seite kramt wie wild in Argumenten, warum es besser wäre keine zu rauchen. Die Argumente sind alle gut, können aber trotzdem nicht überzeugen. Ich verschiebe dann die Entscheidung und sage mir, jetzt gehe ich erst mal einkaufen, oder jetzt esse ich erst mal oder was auch immer – und dann kann ich ja vielleicht eine rauchen.

Ich höre schon seit langer Zeit fast keine Musik mehr. Das hat sich so ergeben und mir fehlt auch nichts. Nun habe ich mir überlegt, dass Musik aber doch etwas in mir berührt und mir vielleicht ein Gefühl geben kann, dass ich mir sonst über das Zigarette anstecken hole.
Also habe ich gestern mal bei iTunes gestöbert und für’s erste folgende Titel geladen:
– Turtle Funk von Wackside
– Pump up the volume von M.A.R.R.S.
– Tainted Love von Soft Cell
– Livin‘ Thing von Electric Light Orchestra
– The Power of Love – Frankie goes to hollywood
– Relax – Frankie goes to hollywood

Mir ist aufgefallen, dass mein Gefühl sagt, rauchen ist cool. Der Verstand sagt natürlich was ganz anderes, aber viel mächtiger ist das Gefühl.

Nikotin + Politik

Im ZDF-Morgenmagazin vom 31.5.2013 wurde gesagt, dass der Staat an jeder Zigarette 20 ct. Steuern einnimmt, das summierte sich im Jahr 2012 auf 14 Mrd. Euro.
Wundert es da, dass Deutschland ein totales Verbot der Tabakwerbung noch nicht umgesetzt hat?

In 2005 ist ein von Deutschland unterzeichnetes Abkommen der Weltgesundheitsorganisation  in Kraft getreten, das innerhalb von 5 Jahren ein Verbot sämtlicher Tabakwerbung vorschreibt.  Nur zwei europäische Länder halten sich nicht daran, eins davon ist Deutschland. Begründet wird das damit, dass es verfassungsrechtlich nicht legitim sei, Werbung für ein legales Produkt vollständig zu verbieten.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung schreibt auf Ihrer Homepage, dass lt. einer Studie des Robert Koch Institutes 29,7 % der erwachsenen Deutschen rauchen. Und immer wieder der Hinweis, dass es überproportional die Menschen mit niedrigem Sozialstatus  und einem geringen Bildungsniveau  sind (u.a. „Kanzleramt blockiert Tabak-Werbeverbot“, Kölner Stadt-Anzeiger, 30.5.2013). Wie Helmut Schmidt zum Beispiel.

Ich empfinde die Angebote, von wem auch immer, Hilfestellung  für den Rauchstopp zu geben, als eine Zumutung. Die diversen Kurse und Mittelchen haben lächerliche Erfolgsquoten und gerade den stark abhängigen Rauchern helfen sie nicht.

Hier und da liest man, dass die Stärke der Nikotinabhängigkeit mit einer Heroinabhängigkeit zu vergleichen sei, so auch hier. Auf der anderen Seite gibt es keine Therapien, die dem Rechnung tragen. Drogenbeauftragte, Suchtkliniken, alles nur für Alkoholiker oder Menschen, die illegale Drogen konsumieren. Jeder Computerspiel-Junkie kann offensichtlich auf mehr Hilfe hoffen als der Raucher.

Unbestritten ist wohl, dass man schon von der ersten Zigarette an abhängig sein kann. Mittlerweile gibt es auch Untersuchungen, dass die genetische Disposition eine Rolle beim Abhängigkeitspotential spielt.

Und ich habe den Eindruck, dass das Hauptaugenmerk beim Kampf gegen die Nikotinsucht darauf liegt, Kinder und Jugendliche davor zu bewahren, überhaupt erst mit dem Rauchen anzufangen. Die Menschen, die schon rauchen und erwachsen sind, scheint man verloren zu geben. Da gibt es dann die halbherzigen Angebote diverser Krankenkassen oder die Angebote der pharmazeutischen Industrie. Immerhin wird den Medizinherstellern an einer Wirksamkeit Ihrer Mittel gelegen sein, verspricht das doch Gewinne.

Ich fühle mich jedenfalls komplett allein gelassen.

12. Tag ohne Zigaretten

Ich bin nicht mehr so müde wie letzte Woche. Trotzdem war ich heute wieder ziemlich müde und habe mittags eine halbe Stunde geschlafen.
Danach geht es dann viel besser weiter.

Mein Husten hat sich sehr verbessert. Bzw. ich huste viel weniger, extrem viel weniger. Immer noch bekomme ich Hustenanfälle, vor allem nachts, wenn ich liege. Aber ich bin nicht mehr kurz vor dem Ersticken.
Ich habe mich oft gefragt, wieviel Kraft eines Tages ich in den Husten stecke.
Wie anstrengend Husten ist, merke ich immer dann, wenn „normale“ Leute erkältet sind und jammern, wie sehr sie der Husten anstrengt. Dann denke ich mir, dass das bisschen Husten ja nicht die Welt sein kann. Ich huste viel mehr und schlimmer. Also liegt ja der Gedanke nahe, dass ich einen ordentlichen Teil meiner Kraft für das Husten verbrauche.
Ich bin da wirklich gespannt, ob ich eine Leistungssteigerung bemerke. Und nein, ich will nicht wissen, wie meine Lunge aussieht.

Eigentlich wäre mir dauernd nach ‚ner Zigarette. Hab‘ ich gerade gegessen oder gerade Hunger, hab‘ ich Stress oder ist mir so langweilig, läuft gerade alles rund oder krieg ich gleich die Krise. Immer wäre der richtige Zeitpunkt für eine gute, leckere, entspannende Zigarette. Ich glaube, diese Woche sind Placebos in der Champix-Packung.

Das Völlegefühl ist wieder extrem stark. Ich sitze den ganzen Tag am Schreibtisch und abends glänze ich nicht durch extrem viel Bewegung. Vielleicht muss ich da umdenken bzw. anders handeln. Vielleicht spielt sich aber auch alles ein. Das wäre mir eindeutig lieber, denn ich befürchte, dass ich mich nicht dauerhaft dazu aufraffen kann, abends noch ein intensives Bewegungsprogramm zu absolvieren.

Derweil informiere ich immer mehr Menschen in meinem Umfeld, dass ich nicht mehr rauche. Die Reaktionen waren durchweg positiv. Viel Lob, viel Daumendrücken, keine dummen Sprüche. Es gab nur zwei unangenehme Reaktionen und beide kamen von Rauchern. Der eine Raucher lachte hämisch und glaubte mir kein Wort. Der zweite Raucher meinte: ach wirklich? und dann bekommst du einen Heiligenschein oder was?

Gestern war ich schon mal beim Arzt und habe mir das Rezept für die nächste Packung Tabletten abgeholt. Das hat zwar noch bis Ende nächster Woche Zeit, aber ich kann nur dienstags zum Arzt und wer weiß, was nächste Woche ist. Sein Rat war, mich jeden Tag vor den Spiegel zu stellen und mich selbst zu beglückwünschen.

Im Moment frage ich mich interessiert, wann es aufhört, dass ich dauernd ans Rauchen denke. Übrigens meinte der Arzt, in etwa 6 Monaten könnte ich mir halbwegs sicher sein, dass ich es geschafft habe. Wir werden sehen.

10. Tag ohne Zigaretten

So, gestern habe ich auch eine Zigarette geraucht. Ich habe mich gestritten, geärgert und benachteiligt gefühlt und dann aus so einem Gefühl: Ach ich Arme, dann rauche ich jetzt wenigstens eine! die Zigarette geraucht. Ich hatte auch genug Zeit, mein Verhalten zu hinterfragen, wollte aber die Entscheidung zu rauchen nicht überdenken. Blöd, nicht wahr?

Also für solche Fälle muss ich mir eine andere Strategie überlegen. Auch wenn ich zur Zeit noch keine Idee habe, welche. Am besten wäre natürlich, ich würde zusehen, dass ich nicht mehr in Situationen komme, in denen ich mich wie oben beschrieben fühle. Ich vermute aber, das wird mir nicht gelingen. Jedenfalls nicht immer. Vielleicht könnte ich mir etwas anderes überlegen, mit dem ich mich dann tröste. Vielleicht etwas ganz Tolles zu essen? Oder einem Spontankauf im Internet.

Ich habe am Wochenende wieder locker 12 Stunden pro Tag geschlafen.
Heute geht es mir ganz gut, ich war nicht zu müde und dank einer Hose in komfortabler Weite war mir auch wohl.

 

8. Tag

Gestern war ich zu einer großen Geburtstagsfeier eingeladen und es ist mir schwer gefallen nicht zu rauchen. Dabei ist niemand von den umgebenden Gästen rauchen gegangen. Es ist mir schwer gefallen, weil ich sonst immer rauchen gehe, weil es ein willkommener Break im mühsamen Smalltalk wäre.
Heute morgen bin ich aufgewacht und habe sofort den Wunsch nach einer Zigarette gehabt. Das hat dann gehalten bis nach dem Wochenendeinkauf. Dann habe ich mich draußen hingestellt und eine Zigarette gequalmt. Ich fand es frustrierend, wie schnell die doofe Zigarette aufgeraucht ist und das sie irgendwie nichts gebracht hat.
Ansonsten bin ich permanent müde, schlafe dauernd, bin mental nicht so gut drauf und sehr lustlos, oder zu gedämpft und müde, um etwas Sinnvolles zu tun.
Dank bequemer Freizeitkleidung am Wochenende ist mein Bauch mal nicht so im Fokus meiner Gedanken.

7. Tag ohne Zigaretten

Ich hatte die ganze Nacht Bauchschmerzen und bin dauernd wach geworden. Bisher habe ich nachts wie ein Stein geschlafen und nichts mitbekommen. Nun wache ich zigmal auf, ganz oft ab etwa 4 Uhr. Da könnte man ja denken, dass ich genug geschlafen habe. Aber nein, tagsüber bin ich sehr müde. Mein Bauch fühlt sich weiterhin an, als müsse er gleich platzen. Heute habe ich die Tablette erst gegen Mittag genommen, weil ich sie morgens vergessen habe. Da konnte ich schön beobachten, dass ich den ganzen Vormittag dachte, mein Bauch wird wieder besser und nach der Tabletteneinnahme ist das Bauchgefühl wieder unerträglich geworden.
Ob ich die Dosis der Tabletten senken soll?
Es ist ja wirklich toll, dass ich keine Sucht nach Zigaretten habe, aber die Nebenwirkungen….
Ich warte das Wochenende noch einmal ab und entscheide dann nächste Woche ob ich die Dosis senke.
Ich habe mir schon einmal Qi Gong-Übungen bei Verdauungsproblemen und Bauchdrücken herausgesucht und normale Gymnastikübungen, die allerdings nur das Ziel eines flachen Bauches haben. Außerdem will ich versuchen, jeden Tag einen Spaziergang zu machen, einfach um mehr Bewegung in meinen Tag zu bekommen.

6. Tag ohne Zigaretten

Nachdem es mir gestern gut ging, ist heute ein ätzender Tag.
Den ganze Vormittag bin ich so müde, dass ich meine, keine Sekunde mehr wach bleiben zu können. Mittags schlafe ich 45 Minuten und bin dann nachmittags fit.
Aber schon seit heute morgen meine ich, mein Bauch platzt. Ein Gefühl als hätte ich viel zu viel gegessen und die Hosen kneifen immer mehr.
Ich esse aber kein bisschen mehr als sonst.
Mir reicht’s für heute und ich gehe ins Bett.
Keine Gier nach Zigaretten, mir macht es auch nichts aus, neben rauchenden Menschen zu stehen. Trotzdem denke ich weiterhin zigmal am Tag: Jetzt rauche ich eine.

4. Tag ohne Zigaretten

Heute morgen bin ich um 6.15 Uhr aufgestanden, habe mir einen Kaffee eingeschenkt und bin nach draußen gegangen, wie jeden Morgen. Nur diesmal ohne Zigarette.

Und ich habe den Garten gerochen!

Es war ein angenehmer Duft nach Gras und Laub. Noch nie habe ich vorher den Garten gerochen, außer es blüht irgend ein spektakulär duftendes Grün, in das ich meine Nase versenke, zum Beispiel Flieder.

Mein Darm scheint sich auch eines besseren zu besinnen und die Arbeit wieder aufzunehmen. Ansonsten nichts besonderes heute, oft ans Rauchen gedacht.