Ich rauche wieder

Nachdem ich nun wieder wochenlang bei einer Tablette Champix und 4-5 Zigaretten pro Tag stand, habe ich zweimal über das Wochenende die Dosis Champix auf 2 Tabletten erhöht, jedes Mal auch sofort aufgehört zu rauchen. Dann habe ich nach 2-3 Tagen die Dosis wieder auf eine Tablette pro Tag gesenkt und war innerhalb weniger Tage wieder bei 4-5 Zigaretten. Nach dem letzten Aufhören habe ich Champix ganz abgesetzt, weil ich diese Tabletten echt satt bin.
Psychisch ist mir das nicht bekommen und ich war ziemlich down. Bei der ersten wirklich schwierigen emotionalen Sache (beruflich) habe ich wieder angefangen zu rauchen. Und es war mir auch egal, weil ich es absolut leid war, diese Tabletten in mich hineinzustopfen und mich permanent zu kontrollieren.
Nun rauche ich seit einigen Wochen wieder. Immer noch geheim – wobei es fraglich ist, ob mein direktes Umfeld wirklich nichts merkt. Neben der Schmach, zugeben zu müssen, dass ich es nicht geschafft habe, hält mich auch der Gedanke, wenn ich erst mal wieder offen rauche, sind es bald auch wieder über 20 Stück pro Tag, davon ab, meinem Umfeld die Wahrheit zu sagen.
Zur Zeit bin ich so bei 10 Zigaretten pro Tag. Tendenz natürlich steigend. Ich huste schon wieder stark. Aber ich bin nicht mehr so müde.
Ich werde es wieder versuchen, aber nicht jetzt.

Ende des Rückfalls

Nun habe ich seit circa Ende Mai wieder täglich 4-5 Zigaretten geraucht. Und gleichzeitig eine Tablette Champix genommen, sonst wären es viel mehr Zigaretten geworden.
Der Husten hält sich bei dieser Menge Zigaretten in akzeptablen Grenzen. Aber ich habe wieder Krämpfe in den Beinen, Kopfschmerzen und Ringe unter den Augen bekommen. Am schlimmsten sind aber die Nebenwirkungen der Tablette: eine kontinuierliche Gewichtszunahme, permanente Müdigkeit, Schlafstörungen und Hitzewallungen.

Meine extremen Hitzewallungen letzten Sommer kamen gar nicht von den Wechseljahren, sondern von den Tabletten.

Vor ein paar Wochen habe ich über das Wochenende die Dosis Champix auf 2 Tabletten täglich erhöht und mit dem Rauchen aufgehört. Hat aber nur 5 Tage gehalten, dann habe ich wieder angefangen.

Vorletztes Wochenende habe ich die Dosis wieder auf 2 Tabletten täglich erhöht, aber wirklich nur für Samstag/Sonntag. Montag bin ich wieder runter auf 1 Tablette und nun den 9. Tag wieder rauchfrei. Zwei Tabletten täglich nehmen und gleichzeitig arbeiten gehen tue ich mir nicht mehr an, ich schlafe dann locker 12 Stunden am Tag. Nicht am Stück, aber insgesamt.
Bei 2 Tabletten pro Tag macht es mir gar nichts aus, nicht zu rauchen. Das ist schon genial.

Während der letzten Wochen habe ich immer heimlich geraucht. Ich habe bei Nachfragen nie ein Hehl daraus gemacht, dass ich rückfällig geworden bin. Allerdings wollte ich nicht offen rauchen, dann hätte ich meinen Konsum sicher schnell wieder gesteigert.

Mich hat es schwer genervt den ganzen Tag zu überlegen wann und wo ich eine Zigarette rauche und die Anzahl der Zigaretten nachzuhalten. Und irgendwo im Eckchen stehen und heimlich eine zu qualmen ist auch nicht gerade das Highlight des Tages. Im Moment reicht es mir und ich will nur noch weg von den Tabletten und möglichst wieder einen halbwegs akzeptablen Körperumfang bekommen. Mal sehen, noch ein paar Tage, dann setze ich die Tabletten ab.
Nicht, dass wir uns missverstehen, mein Gewicht liegt völlig im normalen Rahmen. Aber trotzdem passt mir schon wieder keine Hose mehr. Ist ja auch nicht so, als wenn ich rundherum ein kleines Pölsterchen zulegen würde, sondern alles konzentriert sich auf Bauch und Hüften. Mir ist so BÄH! vom Gefühl her. Als wenn ich mich jeden Tag der Völlerei hingeben würde. Ich könnte sicher in einen Schwangerschaftskurs gehen und alle würden mir glauben, dass ich schon im x-ten Monat bin.

Im Bekanntenkreis habe ich nun 2 Personen, die auch die Tabletten nehmen wollen, aber große Angst vor den Horrormeldungen über Depressionen haben. Ich bin mal gespannt, wie es ihnen ergehen wird und welche Nebenwirkungen sie haben werden.

kleiner Rückfall

Jetzt habe ich es wieder geschafft und bin bei etwa 6 Zigaretten am Tag. Und auch nur, weil ich aufpasse, sonst wären es schon mehr.
Nachdem ich viele Wochen schon mal eine Zigarette geraucht habe, dann wieder Wochen bis zur nächsten vergingen, wurde es in letzter Zeit mehr und nun war ich eine Woche weg und der „häuslichen Kontrolle“ entkommen und schon im Wegfahren habe ich den Konsum hochgeschraubt. Ich weiß, das ist kindisch und total blöd, aber ich konnte/wollte es nicht ändern. Nun bin ich wieder zuhause und versuche heimlich zu rauchen. Weil ich ein Feigling bin und die Konfrontation scheue. Ich huste wieder, verschlucke mich wieder an nichts, habe sogar wieder Kopfschmerzen, ein dumpfes Gefühl im Kopf und es ist überhaupt ganz großer Mist. Also habe ich die restlichen Champix-Tabletten herausgekramt und fange mit einer halben Tablette an, morgen auch eine halbe und dann will ich ab übermorgen eine ganze Tablette nehmen und aufhören. Im Moment bilde ich mir ein, dass ich nach einer Woche mit den Tabletten wieder aufhören kann. Na, mal sehen ob das wirklich so einfach klappt.

Ich vermisse das Rauchen schon sehr. Und ich weiß nicht, ob meine Wahrnehmung richtig ist, aber im Fernsehen und in Filmen wird meines Erachtens wieder mehr geraucht. Vielleicht achte ich auch nur mehr darauf.

Seit letzten Sommer habe ich mir einen wunderbaren Bauch zugelegt. Eigentlich so rundherum, Bauch und Hüften. Wie so eine orientalische Mama. Ich hasse jedes Gramm, allerdings habe ich überhaupt keinen Elan, aktiv etwas dagegen zu tun.

 

Der Ausstieg aus dem Ausstieg

Eigentlich hatte ich ziemlich viel Angst vor dem Absetzen von Champix und überlegte mir, die Dosis erst einmal noch weiter zu reduzieren. Aber dann habe ich samstags die Tablette vergessen und das erst im Halbschlaf im Bett gemerkt. Ich nahm mir also vor, die Tablette sofort am nächsten Morgen zu nehmen. Sonntag Morgen war ich dann bester Laune, so dass ich keine Tablette nahm. Und somit war der Ausstieg geschafft. Die nächsten Tage hatte ich noch mal arg zu kämpfen und stand auch mal mit der Zigarette und dem Feuerzeug in der Hand da und rang mit mir.  Täglich komme ich in irgendeine Situation, die in meinem Kopf einen Schalter umlegt, eine Klappe geht auf und heraus purzelt der Satz: Jetzt rauche ich eine.

Andererseits sehe ich beim täglichen Blick in den Spiegel voller Erstaunen und Entzücken, dass ich keine geschwollenen Augen mehr habe und dass die Schwellungen noch mehr zurück gehen als ich je für möglich hielt. Nicht, dass ich mir Hoffnungen auf eine Modelkarriere machen würde, aber als Quasimodo kann man mich jetzt auch nicht mehr besetzen.

Letztes Wochenende hatte ich die erste Erkältung seit dem ich nicht mehr rauche. In den letzten Jahren habe ich Erkältungen gefürchtet. Alle Symptome kamen und gingen, nur der Husten blieb mir stärker denn je erhalten und ich brauchte Wochen oder Monate, um wieder auf meinen normalen Hustenlevel zu kommen.
Und nun: einen Tag richtig gelitten, mehrere Tage gehustet, aber alles ganz normal, wie andere Menschen auch. Und nun, schwupp, alles weg, gesund!

Meine Wechseljahrsbeschwerden, sprich extreme Hitzewallungen, sind durch die Hormone völlig verschwunden. Östrogene und Gestagene sollen ohne Unterbrechung genommen werden, weil man sonst einen Zyklus künstlich herbeiführen würde. Das kann nicht so ganz stimmen, denn ich bin mittlerweile bei einem etwa 14 bis 20 Tage-Zyklus. Beim nächsten Arztbesuch muss ich das mal abklären.

Wehwehchen kommen, Wehwehchen gehen, mal schneller, mal langsamer.
Und nun gehen sie mal gar nicht mehr:
Es schmerzt irgendwo im linken Handgelenk, ohne für mich erkennbare Ursache. Seit bestimmt 2,5 Monaten. Schonen hilft nichts, Salbe hilft nichts, ignorieren hilft nichts.
Bisher habe ich einen Arztbesuch vermieden, weil ich so ungerne zu Ärzten gehe und meistens hinterher denke, dass ich mir den Besuch auch hätte schenken können.
Weil es so schön einfach einzurichten ist, war ich beim Betriebsarzt. Der, zumindest mir gegenüber, einen Hang zum dramatisieren hat. Vor ein paar Jahren hat er mir eine Zukunft an einem behindertengerechten Arbeitsplatz ausgemalt, nur weil ich mittlerweile im Nahbereich nicht mehr so gut sehe. In den letzten Jahren war davon keine Rede mehr, eher fand er die Leistung meiner Augen lobenswert. So in etwa ist es mir jetzt auch mit den Schmerzen im Handgelenk gegangen. „Hmm, ganz schlimme Sache, haben sonst eigentlich nur Omas und alte Tanten. Kann man aber heutzutage was dran machen, da gibt es Prothesen.“ sagt der Doc. Omas? Alte Tanten? Prothesen? Geht’s vielleicht eine Nummer kleiner? Nach ein paar weiteren Drehungen der Hand kommt dann die Entwarnung: „Ach, diese Bewegung tut nicht weh? Na, dann ist es doch etwas anderes.“

Zen + Ausrutscher + Alter

Ts,ts,ts, isch weiß et nisch, isch weiß et nisch!
Schaffe ich es, schaffe ich es nicht?

Nachdem ich nun seit Anfang Dezember so taff war und rauchen kategorisch abgelehnt habe, bin ich letzten Sonntag umgefallen und habe heimlich, versteckt zwischen abgestellten Autos, im Kalten hockend, eine Zigarette geraucht. LEEEECKER….

Ich war an dem Tag total frustriert, wegen mehrerer Sachen, ich meine, es waren 3 Dinge, die mir zusetzten, mir fallen aber nur noch zwei ein. Eigentlich war aber nichts neu und überraschend.

In letzter Zeit habe ich öfter mal die Champix-Tablette vergessen und ich habe so den Verdacht, dass mir ein Absetzen der Tablette auf’s Gemüt schlagen könnte. Jedenfalls nehme ich jetzt wieder regelmäßig eine Tablette mit 1 mg pro Tag. Allerdings geht mein Vorrat schon wieder zu Ende. Ich überlege, ob ich mir noch einmal Tabletten verschreiben lasse. Dann aber 0,5 mg pro Tablette. Es muss doch mal ein Ende haben mit dem Zeug.

Nachdem ich mir letzten Sommer schon einen Satz neue Hosen gekauft habe, sind die neuen Hosen auch wieder zu eng. Ich habe mehr Hunger, esse aber auch nur aus Lust am Essen und habe noch keine Linie für meine Ernährung gefunden. Es ist Winter, da kann ich die Speckrollen noch relativ entspannt sehen. 

Ich bin jetzt 53 Jahre alt und stelle fest, dass sich die Wahrnehmung meiner Person durch andere und auch meine Eigenwahrnehmung in letzter Zeit geändert hat.
Es ist mir nicht wirklich klar, warum und was sich genau geändert hat. Ich habe mich immer als Person gesehen, die eben, wie jeder andere auch, altert. Ich wurde zwar älter und ich merkte auch zunehmend, dass mich von einem jungen Menschen nicht einfach nur Jahreszahlen trennen, sondern ganz offensichtlich auch ein ganz anderes Lebensgefühl. Trotzdem war der Abstand fliessend und man gehörte der gleichen Gruppe an.

Und nun, auf einmal, habe ich den Eindruck, als hätte ich eine Linie überschritten und wäre in eine andere Gruppe gerutscht. Die Gruppe der Alten. Ich stehe ziemlich verdattert in der neuen Gruppe und frage mich, wie ich da hin gekommen bin und was ich tun kann, um aus dieser Gruppe wieder herauszukommen. Wenn auch nicht dauerhaft, so doch für die nächste Zeit.

Einen wesentlichen Anteil an diesem Eindruck hat meine berufliche Situation. In einer Branche arbeitend, die dem Untergang geweiht scheint, fragt sich jeder, wie lange es die Arbeitsplätze noch gibt und ob es bis zur Rente reicht. Man wird reduziert auf die Jahre zwischen dem jetzigen Tag und dem frühestmöglichen Rentenbeginn. „Musst du noch (arbeiten)?“ „Wie lange hast du denn noch?“ „Was ist denn mit Altersteilzeit?“ „Nimmst du die Abfindung?“ Und plötzlich ist man auch deshalb „unangenehm alt“, weil man einen gewissen finanziellen Status hat und nun mit jungen, gut ausgebildeten Menschen konkurriert, die bereit sind, für einen Hungerlohn zu arbeiten. Sie sind meist noch ohne finanzielle Verpflichtungen, ungebunden und froh, wenn sie die Chance haben, Berufserfahrung zu erwerben. Natürlich zeichne ich hier eine grobe Vereinfachung, aber tendenziell ist es so. Und ich weiß nicht, ob ich lachen oder weinen soll, wenn junge Hüpfer, die gestern noch als Auszubildende neben mir saßen, heute mit Visitenkarten spazieren gehen, die sie als „Manager“ ausweisen. 

Auch in meinem privaten Umfeld wird mir mein Alter immer wieder bewusst. Durch einen neuen Bebauungsplan für ein großes Gebiet wird es so kommen, dass jeder Baum und jeder Strauch, den ich im Moment mit einem Blick aus dem Fenster sehe, gerodet wird. Es sind viele Bäume, große Bäume, schöne Bäume. Auch mein eigener Garten wird verschwinden. Meinen Garten kann ich neu anlegen, aber bis da mal ein Baum einigermaßen groß ist, bin ich wirklich alt. Eine Hängematte zwischen zwei Bäume werde ich hier nicht mehr aufspannen. Die umliegende Gegend wird in einzelnen Parzellen verkauft und mit Ein- und Zweifamilienhäusern bebaut. Da schreibt der Bebauungsplan genau vor, ob und was für einen Baum man pflanzen darf. Kurzum, es wird hier unerfreulich.
Letzte Woche wurde das erste Stück Land gerodet.

Wenn ich nur mein eigenes Wohl im Sinn hätte, würde ich sofort wegziehen. Aber ich lebe ja in Beziehung mit anderen Menschen und da gilt es doch, die Wünsche und Bedürfnisse aller zu berücksichtigen.

Vor einigen Jahren habe ich ein MBSR-Training absolviert. Schon damals war das Rauchen ein Grund für mein Interesse an diesem Training. Es ist eine Methode zur achtsamkeitsbasierten Stressreduktion und beinhaltet ein bisschen Yoga, Meditation, Achtsamkeitsübungen und einen Bodyscan. Jon Kabat-Zinn hat die Methode in den USA an einer Klinik entwickelt. Ziel war es, Patienten den Umgang mit Schmerzen zu erleichtern. Mittlerweile boomt diese Methode auch in Europa und wird an jeder Ecke angeboten.

Seitdem bin ich auf der Suche nach einer Möglichkeit, regelmäßig, konfessionsunabhängig, in einer Gruppe, zu meditieren. Zuhause alleine meditiere ich phasenweise viel und dann wieder gar nicht. Und nun habe ich tatsächlich eine Zen-Meditationsgruppe gefunden. Sie hat sich neu gebildet und ich bin beim zweiten Treffen eingestiegen. Ich kann mit dem Fahrrad oder sogar zu Fuß hin und man trifft sich einmal in der Woche.
Ich war nun einmal dort, 1,5 Stunden dauert das Treffen. Wir treffen uns in einer Kapelle, von daher ist es ziemlich kalt dort und letzte Woche war ich anschließend völlig durchgefroren. Dieses Mal werde ich mich viel wärmer anziehen.
Die Meditation läuft so ab: schnelles Gehen, 20 Minuten sitzen, langsames Gehen, 20 Minuten sitzen, langsames Gehen, 20 Minuten sitzen. Es war wunderbar.

Zwischenbericht

Nun versuche ich ja schon seit über 6 Monaten, das Rauchen sein zu lassen. Wenn die rauchfreien Tage auch in der Minderheit sind, habe ich doch nie mehr als 4 Zigaretten pro Tag geraucht. Seit einem Monat jetzt wieder gar keine Zigarette.

Wenn ich mal eine Bilanz zum heutigen Tage ziehe, was sich verändert hat, dann sieht es so aus:

  • ein Alter von 53 Jahren und davon 36 Jahre rauchen lassen sich nicht umkehren
  • ich huste jeden Tag, aber für meine Verhältnisse wenig. Ich könnte sogar das Husten unterdrücken und einen Hustenanfall habe ich gar nicht mehr. Ich habe kein Codein mehr genommen
  • ich bin leistungsfähiger, immer noch nicht so, wie ich es gerne hätte, aber da macht mir sicher das Champix einen Strich durch die Rechnung, denn ich bin viel und oft müde
  • ewig hatte ich ein geschwollenes Auge, immer rechts, manchmal auch links. Das ist ganz weg
  • ich habe fast gar keine Kopfschmerzen mehr
  • ich höre wieder Musik. Irgendwo habe ich gelesen, dass Musik die gleichen positiven Effekte auf das Gehirn hat wie Zigaretten.  Aber es war keine geplante Entscheidung sondern mir ist halt wieder nach Musik.
  • das sich Geruchs- und Geschmackssinn verbessern kann ich nicht bestätigen
  • ich habe mehrere Kilos zugenommen und einen neuen Satz Hosen, da bin ich nicht wirklich glücklich drüber, aber guter Dinge, dass ich das ein oder andere Kilo auch wieder los werde
  • endlich habe ich wieder soviel Zutrauen in meine eigene Leistungsfähigkeit, dass Pläne realistisch erscheinen
  • jeder weitere Tag ohne Zigaretten stärkt die neuen Verhaltensmuster, sollten meine beiden Hauptgedanken zum Rauchen auftauchen: a) jetzt gönne ich mir was und b) jetzt bin ich unbeobachtet, jetzt kann ich

Es geht voran

Ich bin ja soooooo stolz auf mich. Ich rauche immer noch nicht, seit Anfang Dezember. Ich nehme immer noch Champix, 1 mg am Tag und brauche die Tabletten auch, vielleicht nur als psychologische Stütze, quasi als Placebo. Vielleicht hilft die Tablette aber wirklich. Ich lege für mich selbst keine Hand ins Feuer, würde auch keine Wette abschließen, dass ich es diesmal schaffe, rauchfrei zu bleiben. Aber Hoffnung macht mir, dass ich, warum auch immer, anders denke. Die ewig gleichen Gedanken, wie gerne ich eine Zigarette rauchen würde, sind weg. Klar, ich denke jeden Tag mal, dass ich gerne rauchen würde. Aber dann antworte ich mir selbst, ne, will ich nicht! Wenn ich versucht habe, mit dem Rauchen aufzuhören, verschob sich die Wahrnehmung meiner Umwelt so, dass ich um mich herum nur noch Raucher und Rauchgelegenheiten wahr nahm. Das ist jetzt auch nicht der Fall. Vielleicht hat es geholfen, dass ich vom wochenlangen heimlich Rauchen so total angeödet war.
Vor ein paar Tagen träumte ich kurz vor dem Aufwachen einen schlimmen Traum und beschloss im Traum, dass ich das Elend durch eine Zigarette verbessern müsse. Nach dem Aufwachen war ich weiterhin entschlossen, eine Zigarette zu rauchen und musste mir lange gut zureden, das alles nur ein Traum war und es keine Veranlassung für einen Rückfall gäbe.

Mitte Dezember war ich wieder für 4 Tage im Europäischen Institut für angewandten Buddhismus. Mir hat es noch besser als im Sommer gefallen, weil alles ruhiger war, viel weniger Gäste, ich bin mit dem veganen Essen diesmal gut zurecht gekommen und die Tai Chi- und Yoga-Übungen haben mir gefallen. Am beeindruckendsten finde ich allerdings die Ruhe, die Besinnung und das zeitweise Schweigen.

Thematisch passend bin ich auf das Diogenes-Projekt aufmerksam geworden. Der Detmolder Literaturwissenschaftler und Philosoph Sven Stemmer hat sechs Monate in einem Bauwagen gelebt, um herauszufinden, was man zum Leben braucht und wie man sich beschränken kann. Ich teile die Ansicht, dass der massenhafte Besitz von Dingen (10.000 Dinge soll der Durchschnittsdeutsche besitzen) mehr Last als Lust bedeutet. Allerdings fällt es mir aus den unterschiedlichsten Gründen sehr schwer die Zahl der Besitztümer zu verringern. Auch kommt es mir manchmal so vor, als wenn ich ein Teil weg gebe und dafür kommen zwei neue Teile hinzu. Ich besitze drei 60 cm breite Bücherregale mit je 8 Böden, also 14,4 Meter Bücherregale. Ich besaß sicher einmal das Doppelte. Nun soll wieder ein Regal weg und ich habe mit jedem Buch gerungen und mehrere Tage gebraucht. Die Bücher stehen in zwei Reihen hintereinander und eigentlich ist kein Platz mehr für noch ein neues Buch.
Bei dem Bestreben, keine neuen unnützen Dinge anzuschaffen, finde ich es besonders tückisch, dass man sich ja nicht 1 Mal mit einer Sache auseinander setzt und dann ist das Thema durch, sondern es ist ein lebenslanger Prozess. Beispiel: ich habe Handtücher, genug für mein Leben, kein einziges davon habe ich gekauft, alle sind mir irgendwie zugeflogen. Immer wieder sehe ich schöne Handtücher und im ersten Impuls möchte ich sie kaufen. Denke ich aber noch einmal nach, brauche ich keine Handtücher und ich werde sicher kein erfüllteres Leben führen, nur weil die Handtücher neuer, bunter, schöner sind. Trotzdem kommt das nächste Prospekt mit wunderschönen Handtüchern ganz sicher und ich werde wieder im ersten Impuls denken: Die kauf‘ ich mir.

Gong – 2. Runde

Jetzt dümpel ich seit Wochen vor mich hin. Nehme täglich 1 mg Champix und rauche mittlerweile 4 Zigaretten pro Tag. Mein Husten wird täglich mehr, mir geht’s nicht gut und nicht ganz schlecht. Die Kollegin, die ebenfalls mit Champix aufhören wollte, redet nicht mehr davon und ich bin zu der Einsicht gelangt, dass es nichts bringt, meine Ziele an das Verhalten einer anderen Person zu koppeln.
Neben dem guten Gefühl, einen gewissen Nikotinpegel aufrecht zu erhalten, rauche ich die Zigaretten aus zwei Gründen. Einmal ist es das starke Gefühl: jetzt tue ich mir etwas Gutes und zum Zweiten kommt jedes mal wenn ich in die Situation komme, dass ich alleine sein werde, sofort der Gedanke: ja dann kann ich in aller Ruhe eine rauchen.
Seit gestern habe ich Urlaub, ich muss meinen Resturlaub dieses Jahr abnehmen. Da mir klar war, wenn ich mir kein konkretes Datum setze, höre ich nie auf, habe ich den Urlaub für meinen zweiten Aufhörversuch festgelegt. Am Mittwochabend habe ich die Dosis Champix wieder auf 2 mg pro Tag erhöht und nachdem ich gestern morgen noch eine geraucht habe, versuche ich nun, clean zu sein. Dauernd denke ich, komm‘ die eine noch… Und doch weiß ich, so geht’s ja nicht. Und ich bin das Champixzeug so satt, bäh.
Da ich nun frei habe, ist es ziemlich egal, wie müde ich bin und wieviele Nickerchen ich am Tag mache und ob ich nachts gut oder schlecht schlafe. Im Moment habe ich vor, bis nächsten Mittwoch einschließlich bei 2 mg zu bleiben und ab Donnerstag wieder auf 1 mg zu gehen, da ich dann einen Kurs besuche, bei dem ich a) um 5 Uhr aufstehen muss und b) fit sein sollte. Der Kurs dauert 4 Tage. Danach gehe ich wieder arbeiten und will schnellstmöglich ganz runter von Champix.

Seit etwas über 3 Wochen nehme ich nun Hormone gegen die Hitzewallungen, die wirklich weniger geworden sind. Schwitzattacken habe ich fast gar keine mehr. Die Östrogene nehme ich als Gel, welches ich mir auf den Arm reibe. Eine exakte Dosierung ist problematisch. Bei dem Versuch, die Anweisung auf dem Beipackzettel zu befolgen, kam die halbe Dosis heraus, wie ein Nachwiegen mit der Briefwaage zeigte. Aber wer hat schon eine Waage, die exakt 2,5 mg anzeigt? Zusätzlich nehme ich noch Gestagene in Tablettenform. Beides muss nach einem bestimmten Zeitplan eingenommen werden, dafür habe ich einen Kalender gebastelt, sonst könnte ich mir nicht merken, was ich wann nehmen muss.

Nix Neues im wilden Westen

So, bei der Frauenärztin war ich. Zwei Stunden Fahrzeit, 45 Minuten im Wartezimmer und das alles mitten am Tag während der Arbeitszeit. Aber gut, ich habe einen Fuß in der Praxis und die Ärztin war mir sehr sympathisch. Nun nehme ich Östrogene in Gelform, die man auf die Haut reibt und Gelbkörper in Tablettenform. Ich habe den Eindruck, dass die Hitzewallungen und Schweißausbrüche noch schlimmer geworden sind. Es ist ein Gefühl, als wenn ich unter der Schicht Kleidung koche. Absolut unerträglich. Seit 5 Tagen nehme ich nun das Östrogen, mit den Tabletten fängt man erst am 10. Tag an.
Ich vermute, dass das Champix einen Anteil daran hat, dass mein Körper nicht in der Lage ist, die Temperatur über den Tag hinweg konstant zu halten.

An der Zigarettenfront hat sich nichts verändert. 3-4 Zigaretten pro Tag und 1 mg Champix.

eine Sucht ist eine Sucht ist eine Sucht

…und immer noch hänge ich bei 3-4 Zigaretten und ein Milligramm Champix täglich. Ich hätte nicht gedacht, dass es mir von Tag zu Tag schlechter geht, aber es ist so. Ich huste täglich mehr und habe wieder geschwollene Haut um die Augen und meine Schlafqualität ist unterirdisch. Ich habe gefühlt dutzende Hitzewallungen am Tag. Es sind nur die schlimm, an denen ich keine Kleidung ausziehen kann und dann das Gefühl habe, ich sterbe an einem Hitzestau in der Kleidung. Manche Hitzewallungen kommen immer zur gleichen Zeit. Zum Beispiel morgens dusche ich, creme mich ein und dann kommt eine Wallung. Kurze Zeit später, wenn ich gerade komplett angezogen bin, kommt die nächste und ich ziehe den Kram wieder aus. Es bringt aber auch nichts, mit dem Anziehen zu warten, denn dann kommt keine Hitzewallung. Teilweise kommen die Wallungen im Minutenrhythmus.

Zwei neue Erkenntnisse habe ich gewonnen:

Ich bin immer auf der Suche nach der Ursache für meine Sucht und den Grund wofür die Sucht steht. Und der Gedanke ist, dass ich, wenn ich den Grund für die Sucht kenne, sie auch bekämpfe kann. Nun ist mir klar geworden: Es gab einmal einen Grund, mit dem Rauchen anzufangen. Aber der Grund war in einem Pubertät da und relevant. Diesen Grund gibt es aber schon lange nicht mehr und geblieben ist nur die Sucht. Sie steht nicht stellvertretend für irgendeinen Mangel oder eine Minderwertigkeit oder eine Kompensation. Die Sucht steht für sich selbst. Somit gibt es aber nichts herauszufinden, sondern nur die Sucht zu besiegen.

Jeder schlaue Ratgeber und jeder Ratschlag zum Rauchen aufhören nennt immer als unabdingbar, dass man 100 %ig nicht mehr rauchen will und das Rauchen zu 100 Prozent ablehnt. Das ist unrealistisch. Man selbst ist nicht nur schwarz oder nur weiß. Oft steht man Dingen oder Gefühlen ambivalent gegenüber, man kann sich nicht eindeutig positionieren. So ist das auch mit dem Rauchen, ich finde es gut und ich finde es doof. Wichtig ist nur, welcher Ansicht ich folgen will und welche Ansicht ich nicht verfolgen will. Zur Illustration dieser Meinung kann ich eine Tiefkühlpizza nennen. Ich mag sie gerne essen, aber ich entscheide mich doch dagegen, weil ich kein Fertiggericht kaufen und essen möchte. Oder Milch, ich mag sie, aber ich will sie aus ökologischen und ethischen Gründen möglichst nicht trinken.

Morgen habe ich einen Termin bei einer Frauenärztin. Es war schwierig, überhaupt einen Termin zu bekommen. Ich wollte zu einer Frau, sie sollte möglichst verkehrsgünstig zu erreichen sein und mir auf den ersten Blick sympathisch erscheinen. Da ich aber „nur“ Kassenpatientin bin, bot man mir entweder gar keinen Termin an oder einen Termin mehrere Monate in der Zukunft. Nun habe ich einen Termin zu einer unmöglichen Uhrzeit, bei einer Ärztin deren Praxis alles andere als zentral gelegen ist. Na, mal sehen, ihre Homepage macht einen guten Eindruck.